Abenteuer Pferdewechsel – Hamburger Derby war ein tolles Erlebnis

Die Aufgabe lautet: dreimal einen Kurz-Grand Prix reiten, anfangs mit dem eigenen Pferd, dann zweimal mit einem fremden Pferd.

Vorbereitungszeit auf dem fremden Pferd: keine 10 Minuten. Das waren die Herausforderungen am Sonntag, dem 28.05., auf dem Spring- und Dressurderby 2017 in Hamburg im Grand Prix mit Pferdewechsel. Traditionell ist diese Prüfung Höhepunkt des Dressurprogramms und eine Lieblingsveranstaltung der Zuschauer. Die Tribünen waren ausverkauft.


SiegerehrungDie Voraussetzung für die Teilnahme am Derby war der Sieg im Grand Prix de Dressage

Teilnehmer waren die drei erstplatzierten Reiter des Grand Prix des Dressage vom Donnerstag, den Tatiana gewonnen hatte. Neben der Siegerin mit Diavolessa waren zwei Teilnehmer aus dem Stall Kasselmann dabei, Bianca Kasselmann mit den 13 jährigen Hannoveraner Hengst Delatio von De Niro/Rubinstein und Emile Faurie (Großbritannien) mit der 11 jährigen Westfalenstute Escada von Ehrenpreis/Donnerschlag im Besitz des Hofs Kasselmann.


Für Tatiana Kosterina kam die Teilnahme durchaus überraschend. Ziel in Hamburg war die Teilnahme am Grand Prix Special gewesen, das Hotel entsprechend nur bis Samstag gebucht. Als klar wurde, dass Tatiana dabei sein muss – eine Nichtteilnahme hätte zur nachträglichen Disqualifizierung im Grand Prix geführt – galten die ersten Gedanken dem Pferd. Kann man es einer neunjährigen Stute zumuten, an einem Wochenende in den Grand Prix, den Special und die drei Prüfungen mit Pferdewechsel zu gehen? Nein, das sollte nicht sein und so wurde die Prüfung am Samstag, der Grand Prix Special, gestrichen.


Die nächsten Fragen kamen schnell. Wie kann man sich und das Pferd vorbereiten? Wie sieht das Trainingsprogramm für Diavolessa bis Sonntag aus? Kann man irgendwo Informationen über die beiden fremden Pferde bekommen. Da Dia über eine gute Kondition verfügt, wurde nur wenig trainiert. Viel Spazierengehen, Rasen einkürzen und in der Sonne bummeln war angesagt. Tatiana wusste, dass es vor allem eine Kopfsache für Dia sein wird, wie sie die drei Runden absolviert. Wird sie Konzentration und Aufmerksamkeit über die ganze Zeit aufbringen können?


Die beiden anderen Pferde waren Tatiana kaum bekannt. Man hatte sie auf dem Abreiteplatz gesehen. Der Hengst machte einen durchaus starken Eindruck, so als ob er deutlich geritten werden musste. Die Stute schien sehr umgänglich. Man weiß, dass Bianca Kasselmann eine gute und feine Reiterin ist, die viel Erfahrung in der Ausbildung von Pferden hat, so dass zu erwarten war, dass die beiden Pferde auch gut zu reiten sind. Offen blieb die Frage, ob es gelingen kann, sich in der knappen Zeit auf das jeweilige Pferd einzustellen. Es war spannend und aufregend.


Am Sonntag war es dann soweit. Zunächst wurden die eigenen Pferde im Viereck vorgestellt. Dia war kürzer als sonst aufgewärmt worden, um Kraft zu sparen. Sie zeigte sich in der Prüfung sehr gut, sprang aber am Ende der zweiten Passage direkt vor dem VIP-Zelt zur Seite, weil sie dort irgendetwas gesehen hatte. Ähnlich stockte sie im Schritt, was eigentlich ihre stärkste Gangart ist. Die Richter bewerteten die Leistung gleichwohl mit 71,735 Prozent, was auf die gute Grundqualität der Stute verweist.


Emile Fourie auf DiavolessaEmile Faurie im Sattel von Diavolessa: "Ein schönes Reitgefühl. Die Stute ist hervorragend ausgebildet!" lobte Emile die Stute. "Ich habe heute das erste Mal mein Pferd von der Seite gesehen, das war toll!" kommentierte Tatiana Kosterina den Ritt von Emile. Foto: Ludwiga v. Korff (© Ludwiga von Korff)

Emile Faurie konnte das Ergebnis noch steigern. Er erhielt die Stute optimal vorbereitet und zeigte einen tollen Ritt. Das Ergebnis: 74,411 Prozent, das zweitbeste Ergebnis der gesamten Prüfung. Überhaupt gelang es Emile Faurie durch sehr sensibles und ästhetisches Reiten die Potentiale aller Pferde am deutlichsten zur Entfaltung zu bringen. Sein Sieg war verdient. Auch Bianca Kasselmann zeigte echte Reitkunst. Sie erwischte allerdings eine schon müde Dia, was die Vorstellung nicht einfach machte. Das gleiche Schicksal ereilte Tatiana mit Escada. Die Stuten steckten die Anstrengungen der Prüfungen und das heiße Wetter nicht so eindrucksvoll weg wie der Hengst.


Insgesamt zeigte die Veranstaltung feinsten Dressursport. Drei hervorragende Reiter mit drei hervorragenden und gut ausgebildeten Pferden zeigten neun hochklassige Ritte. Für Tatiana zeigte das Hamburger Derby: Das Paar ist mit dem Hamburger Derby in der internationalen Spitzenklasse angekommen. Das Ziel, die 70-Prozent Marke noch in diesem Jahr zu knacken, wurde vorzeitig erreicht. In vier Prüfungen erreichte Diavolessa dreimal mehr als 70 Prozent. Besser kann es nicht gehen.


Ergebnis

Presseschau

Westfalen-Blatt Steinhagen, 01.06.2017

Zeitschrift St Georg