Mit Glück in die Kür, mit Können auf den siebten Platz

Genf war nicht das Pflaster für Diavolessa. Im Grand Prix bewegte sie sich matt und farblos. Die lange Anfahrt hatte sie nicht so weggesteckt wie erhofft. Bis zur Kür hatte sie sich wieder erholt, widmete ihre Aufmerksamkeit darauf, neben dem Viereck Gespenster zu suchen. Die Vorstellung war geprägt von einer immer wieder scheuenden Tänzerin.


Genf01Schaut vor der Prüfung noch ganz zuversichtlich. Dia beim Einflechten.

Am Nikolaustag ging Tatiana nach dem Abreiten zunächst mit einem guten Gefühl in den Grand Prix. Die Stute war deutlich gelassener als in Lyon. Das Pferd war locker an der Hand und es war kaum Verspannung zu spüren. Und in der Tat begann die Prüfung vielversprechend. Einreiten und Grußaufstellung gelangen. Die Trabtour folgte unaufgeregt. Aber bereits bei den Traversalen schlichen sich erste Unsauberkeiten ein. Beim Rückwärtsrichten irritierte ein Fotoshoting. Ein Schritt zu viel. In der Galopptour verlor Dia mehr und mehr an Spannung und Strahlkraft, wurde müde und flach, so dass zwar die Figuren wie die Einerwechsel gut gelangen, aber der Vortrag matt und kraftlos blieb. In der Schlusslinie beendete Dia dann die Passage vorzeitig und ging selbstständig zu früh in die Piaffe über. Ein deutlicher Fehler. Dies alles schlug sich in der Bewertung nieder: Enttäuschende 67,652 Prozent brachten den elften Platz. Acht Paare konnten in die Kür gelangen. Also blieb nur noch der Grand Prix Special? Tatiana hatte das Glück, dass einige Teilnehmer den Special der Kür vorzogen und so reichte es doch noch für die Kür am Freitag.


Genf03Noch einen siebten Platz erreicht. Glück gehabt.

Der Grand Prix Freestyle war als Nachtveranstaltung angesetzt. Tatiana begann als erste Reiterin um 22:15 Uhr. Auch am Freitag hatte man beim Abreiten noch ein gutes Gefühl. Diavolessa zeigte gut, was sie kann. Dieser Eindruck wurde aber schnell in der Arena korrigiert. Beim Einreiten, als die Musik bereits gestartet war, scheute Dia in der ersten Ecke bereits so heftig, dass Tatiana das Einreiten abbrechen musste. Es gelang Tatiana mit Hilfe einer geschickten Volte, die Ecke noch einmal anzugaloppieren. Die Grußaufstellung musste dann mehr in der Mitte eingeleitet werden, denn nun war man hinter der Musik. Damit stimmte die Distanz für die folgende Passage nicht mehr so optimal. Tatiana gelang es dann sehr professionell, wieder in den Musiktakt zu kommen und auch die geplanten Distanzen und Wege zu erreichen. Dia blieb aber aufgeregt, verpatzte eine Reihe von Übergängen, schaute vor allem in die obere rechte Ecke und scheute immer wieder, wenn es in diese Richtung ging. Dann verstolperte sie auch noch die Einerwechsel. Durch das reiterliche Können ist es Tatiana gelungen, die Kür korrekt zu beenden. Auch hier hatte das Paar Glück im Unglück. Eine Mitbewerberin hatte ähnliche Probleme mit ihrem Pferd, so dass der siebte Platz am Ende heraussprang.

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Flugzeuge auf dem Rollfeld neban. Erinnert sich Dia an ihren Flug in die USA?

Nun beginnt eine längere Winterpause. Diavolessa hat ihre Grand Prix Lektionen inzwischen gut gelernt und kann sie regelmäßig sicher abrufen. Dabei hat sie herausragende Stärken: Schritt, Passage, auch der starke Trab und einen sehenswerten versammelten Galopp. Wechsel und Pirouetten können sicher abgerufen werden. Ein Problem bleibt der Kopf. Die Stute mag keine Hallen, besonders dann nicht, wenn es kaum Raum neben dem Viereck gibt. Sie regt sich dann gerne auf, sucht förmlich nach Gespenstern, scheut oder verkriecht sich in sich selbst. Dia braucht mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit, bei gleichzeitiger Konzentration und Versammlung. Daran wird in der Winterpause gearbeitet. Ruhige und besinnliche Weihnachtstage kommen da gerade recht.