Überraschung gelungen – Begegnung mit Harry Boldt

Als Tatiana am Dienstag auf der Teilnehmertribüne einen Platz gefunden hatte und dem Grand Prix weiter zuschauen wollte, setzte sich ein älterer Herr direkt neben sie und wollte ebenso zuschauen.

Tatiana war schon geritten und hatte ihre knapp 70 Prozent nach Hause gebracht. Der ältere Herr erwies sich als freundlich und kommunikativ. Man kam ins Gespräch. Offensichtlich war der Herr vom Fach. Ein verstohlener Blick auf die umgehängte Wettkampfkarte löste spontanes Staunen aus. Tatiana konnte es erst gar nicht glauben. Neben ihr hatte Harry Boldt Platz genommen, genau der Harry Boldt, der 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio Einzelsilber in der Dressur gewonnen hatte und mit der Mannschaft die Goldmedaille holte. Den gleichen Erfolg konnte er 1976 in Montreal wiederholen und dann war er von 1981 bis 1996 höchst erfolgreicher Trainer der deutschen Nationalmannschaft.


HarryBoldtKamen gut miteinander ins Gespräch: Tatiana mit Harry Boldt

Tatiana war der Name natürlich bekannt. Das Standardwerk für den Dressurreiter „Das Dressurpferd“ hatte auch bei ihr schon vielmals auf dem Nachttisch gelegen und wurde immer wieder zur Optimierung der Trainingsarbeit herangezogen. Und nun saß dieser beschlagene Pferdemann wirklich und ganz lebendig neben ihr auf der Tribüne bei den Europameisterschaften in Rotterdam. Eine perfekte Überraschung.


Gerade war Sönke Rothenberger mit Cosmo eingeritten, als man ins Fachsimpeln kam. Harry Boldt kommentierte zurückhaltend, respektvoll und treffsicher die auftretenden Reiter und Pferde und er kam auch dazu, von seinem aktuellen Leben in Australien zu erzählen. Wenn er sprach, merkte man ihm sein stolzes Alter von 89 Jahren nicht an. Er war engagiert und lebendig bei der Sache, die er aus dem Effeff kennt. Besser kann man bei einer EM nicht zuschauen, ein absolutes, unerwartetes Highlight.