Highlight in Göteborg: in der Spitze angekommen

Ein Traum ist in Erfüllung gegangen

Im März die erste internationale Prüfung im belgischen Lier, im August auf der Europameisterschaft in Göteborg Platz 18 im Grand Prix Special vor solchen Berühmtheiten wie Helen Langenhanenberg, Edward Gal und Emile Fourie. In der Saison 2017 ist ein neuer Star am Dressurhimmel aufgegangen: Tatiana Kosterina und Diavolessa vA.


GB 107Die beiden hatten sich am Mittwoch, dem 23.08., einen Wunschtraum erfüllt: einen Rang in der oberen Hälfte der 63 Teilnehmer. Der Prüfung hatte man mit großer Spannung entgegengefiebert. Konnte man sich in der internationalen Spitze in der oberen Hälfte platzieren? Dem Paar gelang eine gute Vorstellung mit einer Bewertung von über 70 Prozent, insgesamt Platz 23. Damit war klar: Auch in einem internationalen Spitzenfeld kann man sehr gut aussehen.


Noch besser lief es im Grand Prix Special am Freitag, dem 25.08.. Auch diese Prüfung verlief fehlerfrei. Highlights wie immer der starke Schritt, aber auch die Einerwechsel. Eine Dia, die immer bei der Reiterin war, hochkonzentriert, ließ sich durch nichts irritieren und lieferte eine Topleistung ab. Das Ergebnis: 71.373 % und damit der Platz 18. Ein unglaubliches Ergebnis für die Neunjährige, das noch vor sechs Monaten niemand erwartet hat. Davon konnte man damals nicht einmal träumen.


Am vorhergehenden Mittwoch begann nachmittags die zweite Gruppe der Grand Prix Prüfung. Tatiana und Diavolessa waren das fünfte Paar. Da die Startfolge auch nach den bisherigen Ergebnissen eingerichtet worden war, war klar, dass man eine hohe Platzierung brauchte, um am Ende unter den ersten 30 zu sein. Die großen Namen wie Rothenberger, Kittel, Hester, Dufour und Werth folgten ja erst noch.


Tatiana ritt den Grand Prix auf Sicherheit. Keine Fehler, konzentrierte Aufmerksamkeit und keine Überforderungen und Experimente. Die Stute ließ sich gut darauf ein. Sie verzichtete darauf, die Blumen am Rande genauer zu betrachten und konzentrierte sich auf die Reiterin. Und wirklich gelang dem Paar eine nahezu fehlerfreie Runde, wenn auch zugunsten der Sicherheit ein wenig auf Eleganz und Aufrichtung verzichtet wurde. Das Ergebnis hat die Strategie bestätigt. Über 70 Prozent und vorläufig Platz 9. So konnten für die russische Mannschaft wichtige Punkte erritten werden und es gelang dann am Ende mit dem 24. Rang ein Platz in der oberen Hälfte. Damit war man qualifiziert für den Special.


Die Teilnahme an einer Europameisterschaft ist schon ein besonderes Erlebnis. Die Organisation ist beeindruckend aufwendig. Es wird sich um alles gekümmert. Das Boxenmanagement ist vorbildlich, Heu und Stroh von bester Qualität, Sicherheit für die Pferde in den Boxen durch Videoüberwachung. Die Trainingsmöglichkeiten waren vorbildlich. Das Abreiten erfolgte unter den besten Bedingungen auf zwei Plätzen. Auch die Kontrollen waren deutlich aufwendiger. Ein Grand Prix-Ritt wurde abgebrochen, weil Richter Blut im Maul festgestellt hatten, das von der Reiterin, den Betreuern und Zuschauern nicht erkannt werden konnte. Nach jedem Ritt wurde die Ohrenkappe, Gebiss, Maul und Sattellage penibel geprüft, vor dem Abreiten die Länge der Gerte gemessen. Nach dem Special wurde Diavolessa zur Dopingprobe gebeten.


GB 110Einen besonderen Eindruck hinterließen die anderen Reiter mit ihren Pferden, die man nicht nur in den Prüfungen, sondern auch im Training und beim Abreiten beobachten konnte. Toll, wie das z.B. die dänischen und schwedischen Reiter machten. Nicht umsonst haben diese beiden Nationen so gut bei dieser Europameisterschaft abgeschnitten. Einer Isabell Werth zuzuschauen ist ebenso beeindruckend wie lehrreich.


Die russische Mannschaft hatte leider ziemlich viel Pech. Stanislav Cherednichenko und Vosk waren im GP sehr aufgeregt und nach den ersten Fehlern fehlte noch die Routine, wieder Sicherheit und Gelassenheit zu gewinnen, so dass sich die Fehler häuften. Das ist besonders deshalb schade, weil es dem Paar noch in Verden gelungen war, die 70-Prozent-Marke zu knacken. Das Mannschaftergebnis wurde dann endgültig enttäuschend, als Inessa Merkulova nach ihrem Ritt mit über 70 Prozent disqualifiziert wurde, weil Stewards eine kleine Menge Blut gefunden hatten. Mister X hatte sich vor einiger Zeit am Gaumen leicht verletzt. Offensichtlich ist diese Wunde bei der Untersuchung wieder aufgegangen. Schade. Schade.


Bereits jetzt kann man als erstes Fazit feststellen: Diavolessa ist viel stabiler geworden. Sie bewältigt den internationalen Wettbewerb psychisch gefestigt. Die Lektionen beherrscht sie sicher. Sie fühlt sich im Viereck wohl und ist gelassen, guckt kaum noch und macht sich nicht mehr fest. Nun gilt es, mehr Versammlung zu zeigen, noch spielerischer durch die Bahn zu schweben, den Ausdruck zu verbessern. Das hat sich das Paar für die nächste Saison vorgenommen. Nach der EM ist erst einmal Pause.


Eine Geschichte am Rande: Wie sehr die Pferde die Wettbewerbe auch psychisch mitgehen, zeigte Diavolessa nach dem Grand Prix-Ritt. Tatiana musste unmittelbar zu einem Fernsehinterview und stieg ab, ohne sich bei Dia zu bedanken. Später, in der Box, begann Dia dann nicht zu fressen, obwohl alles frisch aufgetischt war. Erst als Tatiana die Stute in den Arm genommen hatte und sich überschwänglich bedankt hatte, war die Welt wieder in Ordnung und es konnte gefressen werden.