Mit Diavolessa in die Top Ten

Pferd von Gymnasiums-Direktor Josef Scheele-von Alven heimst international Siege ein. Westaflen-Blatt 14.10.2017

DiaVerden2017 bAuch starker Regen beim Grand Prix in Verden beeindruckte Tatiana Kosterina und Diavolessa nicht: Die beiden haben gewonnen. Foto: Rüchel

Diavolessa heißt sie, und 2017 ist ihr Jahr: die Siege beim Hamburger Derby und beim großen Turnier in Verden, Platz 18 im Grand Prix Special bei der Europameisterschaft in Göteborg. »Sie war immer schon erfolgreich, auf jedem Niveau. Jetzt aber ist sie angekommen auf der internationalen Bühne«, sagt ihre Reiterin Tatiana Kosterina. Aber wie kommt man überhaupt so weit?

Diavolessa vA ist – im weitesten Sinne – Steinhagens erfolgreichstes Dressurpferd. Tatiana Kosterina hat viel mit ihr vor: »Wir wollen Olympia reiten. Diavolessa hat alle Voraussetzungen dazu.« Besitzer und Züchter der neunjährigen Hannoveraner Stute ist Josef Scheele-von Alven. Im Hauptberuf ist er Leiter des Steinhagener Gymnasiums, in seiner Freizeit seit vielen Jahren dem Reitsport verfallen.

Die Liebe kam mit dem Hof seiner Frau in der Nähe von Walsrode und einer feuchten und daher nicht zu verpachtenden Wiese. »Auf die haben wir dann einfach Pferde gestellt«, sagt Scheele-von Alven. Darunter waren drei Zuchtstuten – eine von ihnen: Diavolessas Mutter Londonderry. Ein Pferd wie Diavolessa ist für einen Züchter ein absoluter Glücksfall: »Man kann sich freuen, wenn man einmal im Leben ein solches Pferd hat«, so Scheele-von Alven. Längst gibt es lukrative Angebote. Aber verkaufen? »Kommt nicht in Frage.«

Die Erfolge der dunklen Stute verfolgt er nach Möglichkeit sogar vor Ort mit, wann immer es die Schulferien erlauben – erst die kleinen, vergangenes Jahr die großen S-Platzierungen auf nationaler Bühne, in diesem Jahr nun die internationalen Auftritte. Und er hat gesehen, wie Diavolessa immer sicherer wurde: »Ein Pferd ist ähnlich wie ein Mensch. Im Frühjahr hatte sie noch nicht viel Selbstvertrauen und erschrak leicht. Inzwischen weiß sie, was sie kann, und sie weiß, dass man nichts von ihr verlangt, was sie nicht kann«, so Scheele-von Alven. Auch an das Dressurviereck hat sie sich gewöhnt und rennt nicht mehr vor jedem Blumentopf weg – Pferde sind Fluchttiere.

Diavolessa, Tochter von Don Frederico, ist im Offenstall in Walsrode aufgewachsen. Mit drei Jahren kam sie auf die Reitanlage Hollmann-Raabe in Holtkamp und zu Tatiana Kosterina. Die Russin ist selbstständige Bereiterin und machte aus dem jungen Talent Diavolessa das erfolgreiche Dressurpferd: »Sie ist kein Überflieger wie Totilas. Aber Isabell Werth hat auch ein ganz normales Pferd«, sagt Tatiana Kosterina. Der Rest ist kontinuierliches Training. Derzeit pausiert Diavolessa nach der EM Ende August in Göteborg noch: »Sie ist dick und faul geworden« sagt Tatiana Kosterina.

Aber nun geht es auch wieder ins Training. Denn Pferd und Reiterin sind für die German Masters Mitte November in Stuttgart gemeldet – ein internationales Vier-Sterne-Turnier, das auch für die Russin Kosterina interessant ist, die sich in ihrer Nationalmannschaft inzwischen einen guten Platz erworben hat. An sechs Tagen in der Woche üben die beiden, auch an der Longe, sonntags geht die Stute nur »spazieren«, wie Kosterina sagt.

Eine Stunde sieht folgendermaßen aus: zehn Minuten Schritt am Anfang und Ende, 15 Minuten Abreiten, die eigentliche Belastung dauert nur 20 bis 30 Minuten, aber die Lektionen sind dann auch schwerer und werden ganz nach Bedarf gestaffelt – »je nachdem, was gerade schwach war.« Mal Balance, mal Übergänge, immer Pirouetten, denn die fallen Diavolessa etwas schwerer.

Olympia 2020 ist ein Ziel. Erst einmal soll es im September 2018 zu den Weltreiterspielen in Tyron/North Carolina (USA) gehen. 2019 dann die Europameisterschaften in Rotterdam. Und insgesamt traut sich Tatiana Kosterina mit Diavolessa schon einen Platz unter den Top Ten der Weltrangliste zu. »Derzeit sind wir auf Platz 60. Aber da sind auch noch ein paar schwache Ergebnisse mitgewertet«, so Kosterina. Die internationale Karriere der talentierten Stute aus heimischer Zucht hat ja auch gerade erst angefangen…