Auftakt in der Stuttgarter Schleyerhalle – Erste Platzierungen in der neuen Saison

Im November trifft sich seit einigen Jahren die deutsche Dressurelite bei den German Masters in Stuttgart, um die neue Hallensaison zu beginnen. Auch in diesem Jahr waren die großen Namen im Dressurviereck vertreten.

Stuttgart 15Für Tatiana Kosterina und Diavolessa ging es um eine Standortbestimmung. Wie konnte man sich nach der so erfolgreichen Freilandsaison, der Teilnahme an den Europameisterschaften in Göteborg und nach einer entspannenden Erholungsphase wieder in der Spitze etablieren? Und: Kann die im Freiland gewonnene Reife und Coolness der Stute auch in der Halle gezeigt werden?


Das Stuttgarter German Masters ist ein eindrucksvolles Turnier auf absolutem Weltniveau. Die Schleyerhalle beeindruckt schon durch ihre Größe. In unmittelbarer Nachbarschaft eine komfortable Abreitehalle in der Porschearena. Die Pferde sind in zwei großen, beheizten Hallen untergebracht. Restaurants, Stände, Akkreditierungsbüro, Meldestelle und Versorgungseinrichtungen sind fußläufig zu erreichen. Alles sehr groß und komfortabel. Man verliert schnell den Überblick und braucht einen Plan. Die Organisation ist perfekt. Viele freundliche und hilfsbereite Geister sorgen für Unterstützung im Gängedschungel. Und in der Halle ein sachkundiges, freundliches und immer wieder begeistertes Publikum.


Diavolessa ist noch kein Pferd für die Halle, zumindest war sie im vergangenen Winter mehrfach noch unsicher. In Münster, Verden und auch in Lier merkte man der Stute die Spannung und Aufregung deutlich an. Kamen ungewöhnliche Lichtverhältnisse hinzu, steigerte sich die Nervosität noch, was immer wieder zu schmerzlichen Fehlern führte. Das war in Stuttgart deutlich besser. Zwar war die Spannung in beiden Prüfung nicht weg. Auch Fehler resultierten aus Aufregung und Anspannung. Insgesamt gelang es Diavolessa aber doch, die Nerven zu behalten.


Am Samstag startete Dia etwas zurückhaltend in den Grand Prix. Sie agierte vorsichtig und zog sich leicht zusammen. Ob es an der Umgebung lag oder vielleicht auch am Boden, den sie als hart empfand? Auf jeden Fall fehlte die letzte Lockerheit. Sie absolvierte die Aufgaben brav und ausgewogen. Gleichmäßig hohe Bewertungen im Bereich der Noten Sieben und Siebeneinhalb in den einzelnen Augaben der Trab- und Galopptour. Zwei Fehler unterliefen ihr. Schmerzlich war vor allem ein Fehler in den Übergang zu den Einerwechseln, die dann doch alle gut klappten. Trotzdem gingen die Noten für die Einerwechsel in den Keller. Mit insgesamt 69,160 Prozent erreichte das Paar einen achten Rang und war damit platziert.


Stuttgart 01Am Sonntag zeigte sich Diavolessa im Grand Prix Special engagierter. Sie spielte ihre Stärken gut heraus und wusste durch Gelöstheit, Anmut, Rhythmus und Eleganz zu gefallen. Sie schwebte in der Passage durch die Halle, piaffierte spektakulär, gestaltete die Übergänge harmonisch und sprang in der Galopptour die Sprünge schön aufwärts heraus. Den starken Schritt hob die Kommentatorin bei Clipmyhorse mit einem Wort hervor: „Wahnsinn!“ Die Schlusslinie mit Passage, Piaffe, Passage war wunderbar anzusehen. Da tanzte ein Paar elegant und harmonisch durch die Halle. Dummerweise unterliefen Diavolessa auch in dieser Prüfung zwei folgenreiche Fehler. Auch hier ein deutlicher Fehler bei den Einerwechseln auf der Diagonale. In den beiden letzten Sprüngen verstolperten sich die Vorderbeine – da war dann wieder die Note hin. Schade, Einerwechsel zählen doppelt. Insgesamt erhielt das Paar knapp über 70 Prozent, siebter Platz.


Fazit: Diavolessa ist noch nicht wirklich in der Halle angekommen. Es fehlt ihr noch an Sicherheit und Routine. Sie zeigt sich allerdings in der Halle deutlich verbessert. Der Aufwärtstrend hält weiter an. In einzelnen Aufgabenteilen erzielte sie Höchstnoten. Im starken Schritt gab es an Sonntag bereits bei drei Richtern eine 8,5. Am Samstag fiel dafür sogar eine Neun. Auch die Passage wurde mit Acht belohnt. Also: Auch die ganz hohen Noten kommen jetzt. Die Qualität der Reiterin wird inzwischen auch von den Richtern gesehen. Drei Mal eine Acht für die „Rider’s position and seat“. Man kann gespannt sein, wie es weitergeht. Die Aussichten sind vielversprechend.